Geschichte

Die Zunft der Berchtesgadener Bergknappen

Seit über 400 Jahren besteht der Zusammenschluss der Berchtesgadener Bergknappen. Diese Zunft steht für die Verbundenheit der Bergleute und pflegt uralte Traditionen. Die Höhepunkte des Zunftjahres erklären wir dir in folgendem Beitrag.
von Maria Becker | 25. Mai 2022
Bergmänner am Pfingstmontag vor Salzlabor im Salzbergwerk Berchtesgaden

Eine jahrhundertalte Tradition

Der Bergbau in Berchtesgaden und Umgebung prägt die Menschen schon seit dem 12. Jahrhundert. Mit dem Anschlagen des Petersberg-Stollen im Jahr 1517 begann der Salzbergbau in Berchtesgaden. Aus den gemeinsam ausgesetzten Gefahren unter Tage erwuchs die enge mitmenschliche Verbundenheit und der Zusammenhalt der Bergleute, der sich bis heute in einem ausgeprägten Standes- und damit Traditionsbewusstsein äußert: In der spezifischen Arbeitskleidung sowie in der repräsentativen Uniform.

Die Zunftordnung

Im 15. Jahrhundert versuchte bereits Propst Pütrich den an der Salzproduktion beteiligten Arbeitern eine „Ordnung“ zu geben, also ihre Rechte und Pflichten schriftlich festzuhalten. Es dauerte fast ein Vierteljahrhundert, bis Propst und Kurfürst Ferdinand von Bayern 1617 den Bergknappen die gewünschte Zunftordnung erteilte. Seit diesem Jahr besteht die Knappschaft/Zunft ununterbrochen.

1.) Danke an Gott den Allmächtigen und die freiwillige Bereitschaft der Bergmeister und Bergleute 4 Lobämter abzuhalten. Das erste am 20. Januar (St. Sebastian) in der Pfarrkirche St. Andreas, das zweite am 15. August (Maria Himmelfahrt) in der Franziskanerkirche, das dritte ohne festgesetzten Termin in der Kirche zu St. Bartholomä, das vierte zur Weihnachtszeit in der Nikolauskirche in Marktschellenberg. Nach diesem Lobamt erfolgte auch die Auszahlung des Jahreslohnes.

2.) Ist einer der Bergleute diesen Lobämtern ferngeblieben musste er ein Pfund Wachs als Strafe in die „Bruderlade“ (Salzbruderschaftskasse) geben.

3.) Zur Ausrichtung der Lobämter mussten die Zunftmitglieder eine Gebühr entrichten. Daher musste von jedem Bergmann ein jährliches „einlag gelt“ in die „Bruderlade“ eingezahlt werden.

4.) Jeder Bergmann musste beim Eintritt in die Zunft ein Pfund Wachs entrichten. Dieses Wachs wurde zu Kerzen verarbeitet, die bei den Lobämtern Verwendung fanden.

5.) Zur Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse und als Ermunterung zu Fleiß, Treue und emsiger Arbeit, wird jedem Bergmann und seinen Nachkommen, so lange sie im Salzwesen tätig sind, das im Land gebräuchliche Holzhandwerk zu lernen und als Nebenerwerb auszuüben gestattet.

6.) Durch Einbrennen von Zeichen wird die Ware der Zunft und des Holzhandwerks erkenntlich gemacht.

7.) Die Bergarbeiter und Holzhandwerker haben ihre Waren den in Berchtesgaden zugelassenen Verlegern zum Kauf anzubieten.

8.) Beim Tode eines Bergmannes soll dessen Leib von der gesamten Bruderschaft mit brennenden Kerzen und vorangetragenen zwei Engelstangen (Zunftstangen mit kerzenhaltender Engelsfigur) zu Grabe getragen werden

Bruderlade

Die Zunft verfügt unter anderem über eine „Bruderlade“ (Truhe), in welcher die Dokumente, also die Urkunden und Einschreibbücher, aber auch das Vermögen aufbewahrt werden.  Diese Bruderlade obliegt heute noch dem Zunftmeister. Fahnen, Kreuze, Leuchter und Stangen zählten und zählen bis heute zu den Zunftgegenständen, die in Kirchen, in der Knappen-Garderobe und im Fürstenzimmer verwahrt werden.

Bergweihe

Die Bergweihe, welche erstmals 1528 erwähnt wurde, ist das erste Fest im Zunftjahr der Bergknappen. Am Hl. Dreikönigstag beginnt das Zunftjahr mit der Bergweihmesse in der Stiftskirche Berchtesgaden. Die Bergweihe selbst ist in der Dreikönigsoktav meist an einem Freitag angesetzt und wird vom Pfarrer der kath. Pfarrei St. Andreas gehalten. Nach der Schicht nehmen die Bergleute vor dem alten Verwaltungsgebäude (Mitterberghaus) des Salzbergwerks in Halbparade (weißer Bergkittel mit weißer Hose, Arschleder, Schachthut ohne Federbusch), die Angestellten ebenfalls in Halbparade (aber statt Schachthut mit Schiffchenmütze) Aufstellung und erwarten den Pfarrer mit Ministranten. Dann geht es nach unter Tage. Es werden an verschiedenen Orten Evangelien gelesen und gesungen. Durch den Ferdinandberg geht es wieder über Tage und über den Achensteg zum Pumpenhaus. Hier werden die Solepumpen der Soleleitung nach Bad Reichenhall gesegnet. Weiter geht es in die neue Kaue zum Hausaltar. Dort wird noch gemeinsam ein Vaterunser gebetet. Mit dem Tedeum, dem feierlichen Segen und allen guten Wünschen zum neuen Jahr endet die Bergweihe.

Pfingstfest der Bergknappen

1628, nach dem glücklichen Anschlag des Ferdinandberges, verlieh der Fürstpropst den Bergknappen eine eigene Fahne, die nicht nur Symbol war, sondern vor allem der Repräsentanz bei Umzügen diente. Ein solcher Anlass war das Bergfest am Pfingstmontag. Mit Trommlern und Pfeiffern zog man durch den Markt zur Stiftskirche und beendete das Fest mit einem gemeinsamen Mahl. Dieser Festtag wird heute noch so gefeiert. Am Pfingstmontag marschiert die Belegschaft des Salzbergwerks im Bergknappenzug durch Berchtesgaden. Als Reichnis für diesen Tag erhalten die Mitarbeitende des Bergwerks (1 kg Rindfleisch, 1 kg Schweinefleisch/ Geselchtes). 

Gebet vor der Schicht

Unverändert bis auf den heutigen Tag beten die Bergknappen in der Kaue vor Schichtbeginn um den Schutz und Segen Gottes für ihre Arbeit unter Tage.

Buch – Die Zunft der Berchtesgadener Bergknappen

Walter Irlinger war Berg-Vermessungstechniker beim Salzbergwerk Berchtesgaden und Zunftmeister der Knappschaftsbruderlade. Er ist der Verfasser dieses Buches, aus dem nur ein Bruchteil an Informationen für diesen Blog stammen. Das Buch kann im Salzladen des Salzbergwerks gekauft werden.

Berchtesgadener Bergknappenzunft
heute

Bis heute sind die Bergknappen in ihrer Zunft vereint. Sie pflegen die Gemeinschaft und wahren jahrhundertalte Traditionen. Während der Führung durch das Salzbergwerk Berchtesgaden erfahrt ihr mehr über das Leben der Bergleute und den Bergbau in Berchtesgaden.

Ohne Bergmann gäbe es kein Salz auf unser täglich Brot.

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